In diesem Beitrag geht es um uns selbst. Um unsere Instinkte und Voreingenommenheiten. Unser streben nach Perfektionismus und um die Schönheit und Chancen von Unterschieden. Eine kleine Reise zu uns selbst irgendwie. Beginnen möchte ich diesen Newsletter mit einer kleinen Geschichte:
Ein Priester sah eines Tages den Buddha unter einem Baum sitzen. Er war sehr erstaunt darüber wie gelassen und zufrieden dieser wirkte. Der Priester fragte den Buddha: „Sind Sie ein Gott, mein Herr?“ Der Buddha antwortete darauf, dass er lediglich eine neue Art des Lebens für sich entdeckt habe; eine Welt frei von Egoismus und Mangel.
Ich möchte mit der Geschichte nicht den Anschein erwecken, dass es für ein erfolgreiches Unternehmen unerlässlich ist , dass jede*r frei von Egoismus ist – was natürlich schön wäre – aber in der Praxis ist es offen gesagt unerreichbar. Der Mensch besteht aus einer Mischung egoistischer und altruistischer Tendenzen, die von verschiedenen Faktoren abhängig und beeinflusst werden können. Hierzu zählen unter anderem die Kultur, die Erziehung, die Sozialisation und auch die individuellen Erfahrungen. Und trotzdem bin ich der Überzeugung, dass wenn wir uns darauf konzentrieren, uns unserer Mitmenschen bewusst zu sein, uns mit echtem Verständnis in Ihre Standpunkte einfühlen, ohne dabei den eigenen Standpunkt aus den Augen zu verlieren, desto stärker wird das Gefühl der Zugehörigkeit sein und desto mehr wird jede*r tatsächlich dazugehören können. Der Mensch ist also in der Lage sein Verhalten und seine Einstellung zu verändern, was bedeutet, dass Egoismus nicht zwangsläufig das vorherrschende Verhaltensmuster im Unternehmen sein muss und auch definitiv nicht sein sollte.
Es ist ein natürlicher Instinkt von der Annahme auszugehen, dass wir im Recht sind. Menschen haben oft das Bedürfnis im Recht zu sein. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie z.B. das Bedürfnis der Anerkennung oder das Gefühl der Überlegenheit. Manchmal kann es auch aus einem starken Glauben an die eigene Position resultieren. Wir leben in einer Gesellschaft, in der andere uns für unser Handeln zur Rechenschaft ziehen werden. Unsere Welt basiert auf Zusammenarbeit. Wenn niemand einem anderen einem anderen gegenüber Rechenschaft ablegen muss, fällt die Gesellschaft auseinander. Das selbe passiert in jedem Sozialen System – auch im Kontext der Organisation. Der Mensch ist sehr gut darin, andere für ihre Handlungen zum Wohle der Gesellschaft zur Verantwortung zu ziehen. Wir sind ebenso gut darin instinktiv zu überleben und uns in einer Welt zurechtzufinden, in der andere Menschen uns zur Verantwortung ziehen. Was den Instinkt betrifft, so ist das Bedürfnis, im Recht zu sein, möglicherweise mit dem mit dem evolutionären Drang verbunden, sich selbst zu schützend seine Überlebensfähigkeit zu erhöhen.
Häufig gehen wir davon aus, dass Menschen die uns ähnlich (Similarity-Attraction Effect) sind, mit größerer Wahrscheinlichkeit auch im Recht sind. Der Ähnlichkeitseffekt kann dazu führen, dass wir uns in einer „Bubble“ befinden und nur mit Menschen agieren und interagieren, die uns ähnlich sind, was dann wiederum zu einer begrenzten Vielfalt und einer eingeschränkten Perspektive führen kann. Im Grunde genommen besteht unser Instinkt darin, uns wie wie glaubwürdige Politiker*innen zu verhalten und um jeden Preis die Position des anständigen und des im Recht befindenden zu wahren. Gerade in der Ära der „Fake News“ und der Identitätsentwicklung in den sozialen Medien hat sich dieser Trend bzw. diese Tendenz nachweislich weiter verstärkt.
Natürlich entspricht niemand seinem Wunschbild oder seiner Wunschpersona. Niemand ist perfekt. Die meisten Arbeitsplätze basieren aber auf dem Grundsatz perfekt sein zu müssen. So wurden Arbeitsplätze konstruiert und aufgebaut. Wenn man nicht diesen Anforderungen entspricht, muss man mit Konsequenzen rechnen. Das dies äußerst unrealistisch und vor allem ausgrenzend ist, liegt auf der Hand. Das es Menschen krank macht verwundert in diesem Zusammenhang auch niemanden mehr. Wir müssen uns von der Besessenheit lösen, dass alles perfekt sein muss. Wenn alles perfekt ist, kann sich auch nichts verändern und ohne Veränderung werden Unternehmen zukünftig keinen Erfolg habe und scheitern. Das dies ein realistische Szenario ist haben wir in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts mehr als deutlich gesehen. Die Pandemie im Jahr 2020 zwang Unternehmen und Regierungen, nicht nur an kurzfristige Profite und an Leistung zu denken, sondern an die Menschlichkeit, sozial interagierende Systeme, und vor allem das Wohlergehen der Mitarbeiter*innen. Viele erhoffen sich dadurch, dass dies ein Umdenken und somit ein Wandel in der Wirtschaft einleiten wird. Die Geschichte zeigt jedoch ein anderes Bild. Denn sobald sich eine Gesellschaft oder ein soziales System erholt, strebt diese sehr schnell wieder nach Profit und Leistungsoptimierung. Es ist deshalb an uns , um über unsere angeborenen Instinkte hinaus zu denken und zu handeln, Handeln jenseits von instinktiven Verhaltensmustern, Voreingenommenheit und jenseits der traditionellen Zugehörigkeit zu alten männlichen und weiblichen Stereotypen. Wir müssen uns auf eine INNERE REISE begeben. Das dies viel Konzentration, Veränderungsbereitschaft und Durchsetzungskraft benötigt ist klar. Das Ergebnis wird jedoch in Bezug auf unsere Karriere, unseren geschäftlichen Erfolg und sogar auch auf unser Privatleben sehr sehr erfolgsvorsprechend sein.
Wir sollten tagtäglich versuchen die Schönheit der Unterschiede zu erkennen. Wir sollten versuchen uns in Demut zu üben und zugeben können, dass wir uns möglicherweise geirrt haben. Wir sollten die Fähigkeit erlernen unterschiedliche Standpunkte, Hintergründe und Erfahrungen wertzuschätzen und anzuerkennen.
Dies sind die Attribute von Champions der Zugehörigkeit am Arbeitsplatz. Das ist Führung.
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Quelle: Unerman, S., Jacob, K. & Edwards, M. (2020). Belonging: The Key to Transforming and Maintaining Diversity, Inclusion and Equality at Work. Bloomsbury Publishing.